Köln (ots) –
Dreh- und Angelpunkt der ORGATEC 2024 sind in diesem Jahr nicht nur die Köln-Deutzer Messehallen, sondern auch die Design Post.
Anders als die Messe, die sich ausschließlich an Fachpublikum wendet, steht dieser 3500 Quadratmeter große Showroom, der sich in der Nähe des Messegeländes befindet, auch während der Messedauer vom 22. bis zum 25. Oktober allen Besuchern offen, die sich für Einrichtungstrends und für moderne Arbeitswelten interessieren.
Neben hochkarätigen Talk-Programmen und Podiumsdiskussionen, spannenden Pop-ups und einer beeindrucken Markenvielfalt gibt es die „Design-Walks“, von Expertinnen und Experten begleitete jeweils zweistündige Führungen, bei denen die unterschiedlichsten Aspekte des großen Themas „Büro der Zukunft“ zur Sprache kommen werden. Ob bei „The Future is now“, „It’s all about the people“ oder „Lost in space“ beleuchten die Walks aktuelle Aspekte rund um die Arbeitswelt von morgen.
Die renommierte Kölner Innenarchitektin Monika Lepel (LEPEL&LEPEL) wird sich unter anderem auf „das Büro als Ideenwerkstatt“ fokussieren, Gerda Karal, Lepels Geschäftspartnerin, beleuchtet den Aspekt „Hospitality Office“; dabei geht es primär darum, was Unternehmen jetzt tun können oder müssen, damit Mitarbeitende ihre emotionale Bindung zueinander und zu ihrem Arbeitgeber nicht vollständig verlieren. Beim Design-Walk mit Architektin Martina Rahmfeld stehen Produkt- und Materialneuheiten im Mittelpunkt, während sich das Studio Niruk unter anderem dem Thema „Nachhaltigkeit“ widmet.
Insgesamt sind 50 Aussteller vor Ort – darunter erstmals der tschechische Leuchtenhersteller Brokis – aber auch Designer mit langer Tradition wie das 200 Jahre alte Unternehmen Thonet. Der Brite Tom Dixon präsentiert seine brandneue Sofa-Kollektion; die deutschen Stuhl-Spezialisten Wagner bringen mit ihren spektakulären Erfindungen innovativen Sitz-Komfort ins Büro. Mit Wagner X Stefan Diez präsentiert sich die Kooperation mit dem international erfolgreichsten deutschen Designer. Secto Design und Signify präsentieren Philipps BioUP Technologie in Kombination mit Philips MasterConnect System exklusiv eine Weltneuheit.
Alle Einzelheiten zum Programm finden sich unter www.designpost.de. Hier kann man sich auch zu den kostenlosen Design-Walks anmelden.
Das Büro der Zukunft – ein Gespräch mit Monika Lepel (LEPEL&LEPEL)
Wir werden umdenken müssen. Das Büro der Zukunft wird anders sein. Es wird sich nicht nur optisch und was Arbeitsabläufe anbelangt verändern, es wird sich wohl auch an anderen Orten befinden, als bisher.
Im Vorfeld der ORGATEC 2024, der Messe mit Themen rund um die Zukunft der Arbeit, skizziert Monika Lepel ihre Visionen von Arbeitsplätzen und spricht darüber, was wir benötigen, um kreativ und effektiv sein zu können.
Die Kölner Innenarchitektin gestaltet seit mehr als drei Jahrzehnten Jahren Büros- auch für Weltkonzerne wie Microsoft. Die geführten Design-Walks, die sie und ihre Partnerin Gerda Karal (LEPEL & LEPEL) in der Mülheimer Design Post anbietet, zählen zu den Highlights im Umfeld der Messe (22. bis 25. Oktober). Sie bieten Interessierten Gelegenheit, sich fundiert über Themen wie „Going on – It’s all about the people“ zu informieren, um eine bessere Vorstellung über die neue Rolle des Büros zu erhalten. Im Rahmen der jeweils zweistündigen Führungen wird gezeigt, was aus Sicht von erfahrenen PlanerInnen empfehlenswert ist und besondere Aufmerksamkeit verdient.
Wer mit Monika Lepel über das Büro der Zukunft redet, muss sich zunächst mit ihren spezifischen Beratungsansatz vertraut machen und über Bedarfe sprechen. „Wenn Menschen merken, ihre Bedarfe werden wirklich ernst genommen, löst das oft schon mal ganz viele Spannungen auf.“ Alle Gefühlsregungen, Meinungen, Ängste, Erwartungen würden in den Kontext von Arbeit gestellt. „Weil wir auch dazu ermutigen, sich nicht von Gefühlen und Eindrücken überwältigen zu lassen, sondern erstmal vorurteilsfrei zu gucken: was soll hier passieren?“
Ein ganz wichtiger Aspekt aus Lepels Sicht ist Wertschätzung und Willkommenskultur. Sie, die den Begriff „hospitality office“ geprägt hat, plädiert eindringlich dafür, „Mitarbeitende wie Gäste zu behandeln“. Jede/r müsse sich in dem seinem Unternehmen willkommen fühlen, was etwa mit Ritualen des Ankommens zusammenhänge. „Wo lasse ich meine Sachen? Oder: Ist das Büro vorbereitet?“
Wenn man auf das Oeuvre von LEPEL & LEPEL schaut, erkennt man unschwer: DAS Büro gibt es nicht. Es gibt crazy offices, die sich eher wie eine Wohngemeinschaft anfühlen; es gibt sehr gestaltete Büros, die – wie bei Microsoft – ein Thema besonders in den Vordergrund stellen, und es gibt sehr edle Büros von Top-Beratern, die wie ein Business-Club erscheinen.
In den vergangenen Jahren sei in Unternehmen sehr viel in die allgemeinen Flächen für alle investiert worden, sagt Monika Lepel. Die hätten „instagrammable“ sein müssen. Aus Lepels Sicht ist in den vergangenen Jahren vielfach „ein unfassbarer Aufwand zur Bespaßung“ betrieben worden; fast schon „unverantwortlich gegenüber einem gesunden Arbeitsverhalten“.
Auf der anderen Seite sei der personalisierte Arbeitsbereich gestrichen worden. Menschen kämen in den Betrieb und hätten keinen eigenen Schreibtisch mehr. „Und das ist der Schmerzpunkt.“ Mitarbeitende wollten einerseits alle einen tollen gemütlichen Arbeitsplatz im Büro haben, aber jederzeit auch zu 50 Prozent zu Hause arbeiten. Nur könne das wirtschaftlich nicht funktionieren. „Würden Sie jemandem, der nur zu 50 Prozent der Zeit da ist, einen festen Arbeitsplatz zuweisen? Nur damit jemand einige persönliche Dinge in der Schublade liegenlassen kann?“
Es müssen also neue Lebenswirklichkeiten verhandelt werden. Monika Lepel: „Meine KundInnen ringen darum, dass die Leute gerne kommen. Dass sie freiwillig kommen.“ In dem Zusammenhang zitiert die Innenarchitektin den deutschen Unternehmer und DM-Markt-Gründer Götz Werner: „Druck zu erzeugen, ist Unsinn. Man muss Sog erzeugen.“ Mit anderen Worten: Büros müssen quasi magnetisch werden.
Dafür, dass sie etwas aufgeben – in er Regel den eigenen Schreibtisch – müsse man den Mitarbeitenden etwas zurückgeben. In den letzten Jahren seien vor diesem Hintergrund „unfassbar aufwendige Kommunikationsbereiche“ erstellt worden. Aber vielfach endlos weit entfernt im anderen Gebäudeteil. „Das ist natürlich Unsinn.“
Ein Arbeitsplatz müsse die veränderten Anforderungen widerspiegeln, sagt Lepel. Und zwar nicht durch ein liebloses: „Hier stehen zehn Schreibtische, kannst dir einen aussuchen!“ Essentiell sei scheinbar Banales wie „Kann ich irgendwo meine Handtasche fallenlassen.“ Es gehe darum, dass man weiterhin seinen emotionalen Ort wiederfinden könne; und sei es durch einen besonderen Platz für das Team, das ist oft der Ort, wo auch die Gummibärchen zu finden sind.
Lepel sieht das Büro der Zukunft stark in einem stadtsoziologischen Zusammenhang. Der Arbeitsplatz von morgen sei nicht zu Hause, aber auch nicht weit davon entfernt. „In meiner Vision gibt es Arbeits-Pools, die über die Stadt verteilt sind, wo sich die soziale Nachbarschaft zu einer Arbeitsnachbarschaft verbindet.“
Das Zentrierte löst sich auf? – „Das wäre meine Idee davon“, sagt sie. Dass man für bestimmte Aufgaben/Workshops oder Kommunikationsanlässe in das Unternehmen fährt, so dass die Unternehmen zum Kommunikationsraum und Projektraum werden.“
Obwohl seit langem bekannt ist, dass die Gestaltung des Arbeitsplatzes einen großen Einfluss auf die Kreativität der dort tätigen Menschen hat, wurde dieser Erkenntnis in der Vergangenheit kaum Rechnung getragen. Weshalb? – „Dafür kann ich nichts“, sagt Monika Lepel und lacht. „Ich mache seit 30 Jahren Büros, die kreative Arbeit unterstützen.“
Damit das Büro künftig noch mehr zu einer Ideenwerkstatt werden könne, müsse die Digitalisierung weiter fortschreiten. Fleißarbeit dürfe gar nicht mehr stattfinden, betont Monika Lepel und meint damit Menschen, die noch Belege abtippen oder Papierunterlagen abheften. Dieser Bereich werde durch Digitalisierung und KI immer weiter abnehmen.
Dass Farben direkte Auswirkungen auf unsere Stimmung, unsere Konzentration und auf unsere Emotionen haben, ist lange bekannt. Dennoch hat man in den letzten 50 Jahren in deutschen Büros vor allem auf die Unfarbe weiß geschaut. „Ich erinnere mich kaum, dass ich jemals etwas Weißes gemacht habe“, sagt die Innenarchitektin lachend und betont, dass Farbe auch für sie enorm wichtig ist. Es reiche ein Ton, eine Nuance.
Monika Lepel betrachtet einen Raum als Werkzeug, als „Umgebung für Wissensarbeit“. Dazu gehöre „eine perfekte Balance aus Spannung und Entspannung und auch das Vorhandensein gewisser Intensitätsniveaus“. Gelb, sagt sie, feuere die kognitive Kreativität stark an. Blau befördere die Konzentration. Ihre Antwort auf die Frage, weshalb bisher fast alles Weiß war, lautet: „Weil Investoren und Architekten oft einfach feige und allgemeingültig bauen. Und wenn sie dann erschöpfte und deprimierte Mitarbeiter haben, werden InnenarchitektInnen gerufen.“
Natürlich spielen bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes auch die Materialien eine wichtige Rolle. Die Frage ist, ob das, was in der Vergangenheit vor allem unter dem Gesichtspunkt praktisch und pflegeleicht angeschafft wurde, noch das Nachhaltigkeits-Kriterium erfüllt?
„Alle Materialien, die nicht mehr von einander getrennt werden können – Verbundwerkstoffe; verklebte, beschichtete Platten – fällt immer weiter weg. Stattdessen seien recycelte Materialien auf dem Vormarsch und auch Second-Hand-Möbel – also Möbel, die schon mal ein anderes Leben hatten.
Das Büro müsse nicht primär Wohlfühlzone – nicht behaglich oder gar hygge gestaltet – sein. Monika Lepel: „Ich will, dass die Leute gut arbeiten können; demzufolge müsse es auf Aktivität und Kreativität ausgelegt sein.
Wer überwiegend im Homeoffice arbeitet, dem rät Monika Lepel, sich „vor allem ein Ritual zuzulegen, um die freie Zeit von der Arbeitszeit zu trennen.“ Damit man sich vergewissert: „Ich bin jetzt im Arbeitsmodus.“ Das tue man, indem man beispielsweise den Tisch frei räume, damit da nicht noch andere Dinge rumstehen. Ihr bester Rat sei: Nicht am Esstisch arbeiten, sondern am Arbeitstisch.“
Müssen wir – was unsere Arbeitsplätze betrifft – neidisch auf andere Länder schauen? Im Gegenteil, findet Monika Lepel. In anderen Ländern hätten Mitarbeitende oft viel weniger Platz. „Deutschland ist im Vergleich zum angloamerikanischen Bereich ein Paradies. Wir haben bei uns mehr Fläche pro Mitarbeitenden.“ Mit Ausnahme der Schweiz und den nordischen Ländern seien wir in Deutschland, was Ausstattung und Komfort betreffe, fast unübertroffen. „Wir meckern auf hohem Niveau. Aber es ist Luft nach oben!“
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